
Seit: 02.02.2023 5:00 Uhr
Rishi Sunak ist seit 100 Tagen Premierminister von Großbritannien und die Probleme häufen sich im Land. Streiks, Nullwachstum, Parteienskandale – Sunak steht vor fast unlösbaren Aufgaben. Es untergräbt auch seine Position.
Anfang dieser Woche besuchte der britische Premierminister Rishi Sunak eine Klinik in Nordengland. Der NHS-Gesundheitsdienst verliert Milliarden, ebenso wie das Personal, Menschen müssen stundenlang in Notaufnahmen auf Behandlung warten und Krankenschwestern streiken.

Christoph Prößl
ARD-Studio London
Sunak kündigte Hilfe an, es müsse mehr Krankenhausbetten geben, mehr Personal, mehr Krankenwagen. Er versprach: „Wenn wir das schaffen, werden wir die schnellste und größte Reduzierung der Wartezeiten in der Notaufnahme sehen.“
Der britische Premierminister Rishi Sunak bei einer Frage-und-Antwort-Runde zur Gesundheitspolitik an der Teesside University in Darlington.
Foto: AFP
Experten bezweifeln, dass schnell eine Besserung einsetzt, die Maßnahmen sind wirklich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber Sunak versuchte auch hier zu punkten. Alle anderen Probleme des Premierministers nach 100 Tagen im Amt sind schlimmer.
Investoren zogen ab
Da die Wirtschaft bis 2023 schrumpft, könnte Großbritannien jahrelang kein Wachstum verzeichnen. Investoren verlassen Großbritannien. Lehrer streiken, Eisenbahner fordern mehr Geld.
Innenpolitisch werden die Konservativen ihr wichtigstes asylpolitisches Versprechen nicht einlösen können. Wer illegal nach England kommt, zum Beispiel auf Schlauchbooten, soll zurückgeschickt oder nach Ruanda transportiert werden. Im Unterhaus kündigte Sunak an: „Wir haben Gesetze eingeführt, die verhindern, dass Menschen, die illegal ins Land gekommen sind, bleiben.“
Aber es ist nicht so einfach. Im Jahr 2022 werden mehr Menschen als je zuvor den Ärmelkanal überqueren. Die Strategie der Abschiebung von Flüchtlingen in Ruanda geht nicht auf. Bisher sind noch keine Flüge gestartet.
Eine Party voller Skandale
Und dann gab es viele Skandale in der Partei. Sunak entließ den Generalsekretär der Partei, Nadhim Zahawi, weil er keine Steuern zahlte und Strafen in Millionenhöhe zahlen musste. Die Opposition warf Sunak vor, lange davon gewusst und Zahawi trotzdem eingesetzt zu haben.
Gegen Justizminister Dominic Raab wird wegen angeblicher Beleidigung und Mobbing von Mitarbeitern ermittelt. Oppositionsführer Keir Starmer sagte dem Unterhaus: „Wird die Ministerpräsidentin jetzt auch sagen, dass sie die einzige ist, die nicht wusste, dass es schwere Mobbing-Vorwürfe gegen Vize-Ministerpräsident Raab gab?“
Warten auf Steuerrückerstattung
Und dann das: Die Wähler warten immer noch auf Sunaks Steuererklärung. Der Ministerpräsident versprach zu Beginn seiner Amtszeit Transparenz und Ehrlichkeit: “Diese Regierung wird auf allen Ebenen ehrlich und verantwortungsvoll handeln.”
Aber dieses Versprechen, das er nach dem Rücktritt von Boris Johnson und Liz Truss gemacht hatte, kann Sunak nicht halten. Die Partei leidet nach der Partygate-Affäre weiter unter dem „Langen Boris“. Umfragen sind im Keller. 20 Prozent für die Konservative Partei, historisch ärgerlich.
Fortgesetztes Geflüster über Johnson
Wie lange die Partei dies noch tun wird, ist unklar. Immer wieder wurde über eine Rückkehr Johnsons spekuliert. Aber er muss noch vor einem Untersuchungsausschuss die Hauptfrage beantworten: Hat er das Parlament belogen?
Anfang Mai finden im Vereinigten Königreich Regionalwahlen statt. Wenn die Ergebnisse für die Konservativen schlecht sind, könnte die Partei ihren Vorsitzenden und Premierminister hinauswerfen.
Ende 2023 oder Anfang 2024 wird es Parlamentswahlen geben. Die Tories wollen dort wirklich gut abschneiden. Aber das ist derzeit aussichtslos.
Britischer Premierminister Sunak 100 Tage im Amt
Christoph Prößl, ARD London, 2. Februar 2023 5:00 Uhr