
Stand: 20.11.2022 13:45
Mats Matthée ist einer der zwölf Künstler, die in der neuen Galerie qvartr in Hamburg-Altona arbeiten. Am 25. und 26. November wird er mit der Show „Amen kvanir klav“ sein erstes Solokonzert geben.
Das Atelier von Mats Matthée riecht nach Acryl. Der 30-Jährige steht kurz vor seiner ersten Einzelausstellung „Anything Weird Is Good“ und will bis zur Eröffnung noch einiges tun. Während der Coronavirus-Pandemie traf Mattie die Entscheidung, ihren sicheren Agenturjob zu kündigen und sich als freiberufliche Künstlerin zu versuchen. Seit Anfang des Jahres ist der Kommunikationsdesigner in ein neues umgezogen qvartr Galerie in einem von zwölf Ateliers in Hamburg-Altona.
Mats Matthee. Wortspielkünstler
Das kleine Zimmer ist gemütlich eingerichtet mit einem Sofa, einem Perserteppich und einem Schreibtisch. Bilder hängen an den Wänden, andere liegen zum Trocknen auf dem Boden. An einer Wand hängen die Leinwände, auf denen Mattes Arbeiten zum Thema Wortspiel entstanden sind. Er verwandelt den Strauß in einen langbeinigen Vogel, dessen Körper Blumen zu wachsen scheinen.
Die Frage “Kaffee oder doch lieber Tee?” er antwortet mit einer Freiheitsstatue vor einem leuchtend gelben Hintergrund, die eine Kaffeetasse hält; „Liberté“ statt „Tee“. Und er verwandelt heiße Jalapeños in knallbunte „Colour Peños“. Schon in der Schule beschäftigte er sich mit Wortspielen. „Die waren damals manchmal etwas langweilig“, schmunzelt Matty, aber am Ende hat ihm das immer am meisten Spaß gemacht.
Eine schwierige Situation für unabhängige Künstler

Früher Schuhgeschäft, heute Kunstort: die Galerie qvartr in Hamburg-Altona
Dass er nun seine erste große Einzelausstellung in einer Galerie präsentieren kann und kein Café oder eine Wand in einem Restaurant anmieten muss, ist keineswegs selbstverständlich. Generell ist die Situation als freischaffender Künstler in Hamburg nicht immer einfach. Mieten sind teuer und ein gutes Studio ist schwer zu bekommen. Als Matty Anfang des Jahres auf Instagram von der qvartr Gallery erfuhr, reichte er sofort eine Bewerbung mit möglichen Besichtigungsterminen ein und wurde einer der ersten zwölf Bewohner. Auf dem weitläufigen Gelände war früher ein Schuhgeschäft tätig. Sie sind jetzt im Besitz der stakebox GmbH, die unter anderem den Innenraum der Transporter direkt darüber verbessert.
Seitdem ist Linda Pulver neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit in der Galerie auch leidenschaftliche Eventmanagerin. Die Idee ist, eine Anlaufstelle für Menschen mit Einstellungen zu schaffen; Die Galerie veranstaltet sowohl Außenshows als auch blendet sich mit brandaktuellen Themen, oft mit sozialer Dimension. Ein Teil des Erlöses wird gespendet.
Galerie qvartr in Hamburg-Altona.
Das Konzept ist offensichtlich interessant. In der jüngsten Ausstellung „Zukunft ist nicht weiblich“, in der nur FLINTA*-Leute ihre Arbeiten zeigten, waren unter anderem Musiker King Boris von Fettes Brot, Viva con Agua-Gründer Benjamin, Adrioni und der Rapper. Fatoni auf einer Vernissage voller Marmeladen. Dass die neuen Eigentümer das Gelände kommerzieller nutzen könnten, ist nebensächlich. “Mein Chef sagte: ‘Ich habe Bock auf Kunst, wollen wir das mal ausprobieren?’ Und wir sagten alle ja, lasst uns das machen“, lacht Linda Pulver.
Auch Matty profitiert von der Hektik der neuen Räumlichkeiten. Sie klopfen immer wieder an die Tür. Die Kollegen stecken interessiert die Köpfe rein. “Wollte nur kurz Hallo sagen.” Es ist nie vorhersehbar, was passieren wird, wer kommen wird. Künstler, denen er seit Jahren auf Instagram folgt, hat er bereits kennengelernt. Für ihn ein inspirierendes Umfeld, wo etwas passiert, etwas Neues entsteht. Nicht ganz unpassend für einen unabhängigen Künstler.
Mit Roller, Spatel und Pharmaspritze

Mit Bleilettern, Künstler Mats Matti in seinem Atelier
Denn von der Idee bis zum fertigen Bild ist es ein ziemlich langer Weg. Inspiration findet Matty überall: In Gesprächen mit Freunden, im Alltag, berichtet er. Sobald er das Konzept entwickelt hat, nimmt er eine seiner Leinwandrollen; Seine Bilder haben auch einen hohen Wiedererkennungswert, weil Matty spezielle Werkzeuge verwendet. Am liebsten arbeitet er mit Roller und Spachtel sowie einer Pharmaspritze für schwarze Ränder. Er hat sich für seine Texte eine Heavy-Metal-Schrift gekauft. Auch die Rahmen baut er selbst. Pinsel gibt es nur in seinem Atelier, um Farben zu mischen.
Gerade jetzt, vor der ersten großen Soloshow, ist der Druck groß. „Ich bin aufgeregt, aber ich freue mich auch“, sagt Matte. Normalerweise versucht er, sich an eine Arbeitsroutine zu halten, die gegen halb neun beginnt und am späten Nachmittag nach Hause geht. Aktuell ist er immer häufiger bis spät in die Nacht.
“Alles ist seltsam, es ist gut.” Ausstellung am 25. und 26. November
Am 25. und 26. November will er etwa die Hälfte der 450 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche nutzen. Das bedeutet, dass etwa 15 Arbeiten gezeigt werden sollen, die teilweise als Serie angelegt sind. Eine besondere Gelegenheit erwartet Matthew. Er kann das Publikum in einem professionellen Rahmen begrüßen und Hamburg zeigen, dass ein neuer Künstler auf dem Weg ist. „Ich möchte meinen Namen auf die Karte setzen. Die Leute können wissen, dass etwas kommt. Und dann muss es noch mehr geben.” Getreu seinem Motto. “Alles ist komisch, es ist gut.”
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