
Starker Sprit bei der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli! Aufgrund des großen Andrangs begann die Veranstaltung im Hamburger Congress Center mit 30 Minuten Verspätung. Um 15 Uhr wurden 1211 Wähler gezählt. Mit Spannung wurde erwartet, ob die Mitglieder nach der von vielen Fans kritisierten Entlassung von Cheftrainer Timo Schultz (45) den Klubpräsidenten Oke Göttlich (47) absetzen würden.
Tatsächlich gab es Pfiffe und einige Buhrufe aus der Versammlung beim Eröffnungsbericht von Göttlich, der sich ausdrücklich bei Timo Schultz bedankte. Auch das Zwischenrufen „Heuchler“ war zu hören. Aber: Göttlich führte seine unerbittlichen Erklärungen fort: „Unser Ziel sind die Top 25 – und das halten wir im Rahmen unserer Möglichkeiten im Profifußball für ein realistisches Ziel.“ Nach und nach gewann Göttlich mit seinem Bericht das Ganze und gewann am Ende sogar den Lohn. Beifall.
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Tatsächlich konnte Göttlich im wirtschaftlichen Bereich ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Denn nach einem Umsatzrückgang von 5,75 Mio. Euro im Geschäftsjahr 20/21 stand im abgelaufenen Jahr 21/22 wieder ein Konzernjahresüberschuss von 359.873,70 Euro. Nach Einbußen durch die Pandemie stieg der Umsatz von 37 Mio. Euro auf 50 Mio. Euro. Das Eigenkapital erhöhte sich von 7,7 Mio. Euro im Vorjahr auf 8,1 Mio. Euro.
Auch das gesamte Fachpersonal war da, hörte sich die Nummern an – und marschierte dann unter dem Applaus der Gemeinde zum Training in die Kollaustraße.
Doch der Zoff unter dem gefeuerten Trainer Schultz ging noch weiter!
Nach dem Bericht von Aufsichtsratsvorsitzender Sandra Schwedler (42) ging es erneut heiß her. Denn: Der Aufsichtsrat unterstützte die Kündigung von Schultz. Einzelne Mitglieder fragten, ob diese Entscheidung einstimmig sei. Die Antwort: Die Abstimmungsergebnisse des Aufsichtsrats würden nicht veröffentlicht.
Immer wieder kritisierten die Mitglieder in der anschließenden Diskussion die Verantwortung von Sportvorstand Andreas Bornemann (51) und auch Göttlichs Verantwortung für das Scheitern des Sports scharf. Anschließend verwies der Präsident noch einmal auf seine früheren Ausführungen zu Beginn der Sitzung.
Bornemann äußerte sich schließlich ausführlich zu deutlichen Anfragen – und entgegnete der Kritik: „Wir haben uns 2020 aus voller Überzeugung für Timo entschieden. Aber wir hatten Trends und Anomalien – und keine Antworten darauf. Dafür kann ich den Trainer nicht freistellen. Aber es ist auch klar, dass ich vor Kritik nicht gefeit bin. Niemand hat es sich leicht gemacht und niemand wollte Timo zum Sündenbock machen.“
Trotz der kontroversen Stimmung bei der Sitzung bildete der Tisch um Präsident Oke Göttlich mit nur 19 Gegenstimmen eine große Mehrheit.
Bei der Wahl für den siebenköpfigen Aufsichtsrat konnten sich vier Frauen durchsetzen. Aufgrund der Quote in der Satzung wären es auf jeden Fall zwei. Gewählt wurden: Kathrin Deumelandt (612 Stimmen), Inga Schlegel (525), Sandra Schwedler (519), René Born (335), Anna-Maria Hass (325), Dr. Philippe Niebuhr (289) und Sönke Goldbeck (288).